(In der neuen Ausgabe der "Antenne" des KBW finden sich die folgenden Gedanken von
mir...)
In den Schriften und Gedanken Viktor Frankls finden sich die Worte: „Gerade dort, wo wir eine Situation nicht ändern können, gerade dort ist uns abverlangt, uns selbst zu ändern, nämlich zu reifen, zu wachsen, über uns selbst hinauszuwachsen! Und das ist bis in den Tod möglich.“
Beim Lesen könnte sich der Verdacht einschleichen, diese Worte haben nicht viel Erbauliches. Es hört sich eher mühsam und resignativ an. Doch weit gefehlt! Die Aussage Frankls ist aktiv und provokant!
Ein zentraler Gedanke der Logotherapie ist, dass unser Leben durch unsere bewussten Entscheidungen, unsere persönlichen Werte und unser Handeln geprägt wird. Nur durch
eine aktive Haltung können wir Erfüllung in unserem Leben finden. Menschen können auf lange Sicht nicht von außen begeistert werden. Es braucht die Begeisterung
von innen.
Daher braucht es in schwierigen Situationen einen Perspektivenwechsel. In einer herausfordernden Zeit oder Krise verengt sich meist
unser Blick. Wir übersehen die Möglichkeiten und bleiben stecken in Zukunftslosigkeit, im Muss und ‚Du sollst!‘. Das ist frustrierend, ermüdend und führt
manche sogar in eine psychische Erkrankung. Erst wenn wir wieder zur Einsicht gelangen können, dass ich immer noch eine Wahl habe, bekommt unser Leben wieder
Spielraum.
Die Wahlmöglichkeit ist jedoch je nach Lebenssituation unterschiedlich. Eine Behinderung, ein Todesfall, eine Erkrankung, ein Verlust, globale Veränderungen, ein beruflicher Misserfolg, …. was auch immer meine Bereitschaft das Leben aktiv zu gestalten hemmt, kann nach Frankl ein Anstoß werden, um mich meiner Weltsicht und meinen Werten (was mir wichtig ist), zu stellen.
Dieser Anstoß ist provokant! Denn er bedeutet auch, dass ich meine bisherige „Lebensplanung“ auch in Frage stellen darf. Vielleicht habe ich mich zu sehr auf jemanden oder etwas gestützt, das mich nicht durchs Leben trägt. Wo könnte in der jetzigen Situation meine Kraftquelle sein, welche Beziehungen sind wichtig?
Sofern ich den Schritt des Perspektivenwechsels wage, ich aktiv aus der Enge in die Weite des realen Lebens mit seinen Wahlmöglichkeiten wechsle, werde ich wieder handlungsfähig.
Durch meine neuen Versuche das Leben in Angriff zu nehmen, wird mein Leben für mich und mein Umfeld wieder „wertvoll“. - Dadurch sprießt Hoffnung und Zuversicht.